Donnerstag, 17. Mai 2007

Schachspiel zwischen Wind und Wellen

Der Signalschuss vom Startschiff leitet fünf Minuten vor dem Start die Vor-Start-Phase ein. Daraufhin segeln die beiden Boote auf der ihnen durch eine gelbe beziehungsweise blaue Flagge zugewiesenen Seite (diese Flaggen legen auch das Wegerecht fest) von oben um das Startboot (gelb) beziehungsweise die Startmarke (blau) in die dreieckige Startbox ein. Nun versucht jedes Team, sich den günstigsten Platz an der Startlinie zu sichern. Langes einander Umkreisen, nebeneinander liegen und Wegerecht sollen dabei helfen. Schon beim Eintauchen ist Konzentration gefragt. Segelt Blau zu spät in den Startbereich ein, kann es von Gelb am Einfahren gehindert werden. Der Grund: Gelb hat auf Backbordbug Wegerecht. Generell kann ein Boot in Lee in der Startbox den Gegner zumeist kontrollieren und abdrängen.

Dial-up
Beim sogenannten Dial-up umkreisen nach dem Eintauchen die Boote einander, nachdem sie zunächst raumschots aufeinander zugesegelt und das Boot mit einem Aufschießer zum Stehen gebracht haben. Diese Standard-Eröffnung stellt ein erstes Kräftemessen dar, bei dem jedes Team versucht, das andere ins Abseits zu drängen. Dabei gelten natürlich die Vorfahrtsregeln. Etwa zwei Minuten vor dem Startschuss kommt es darauf an, den Abstand zur Startlinie richtig einzuschätzen. Eine wichtige Rolle spielt hierbei der Bugmann, der die Entfernung zur Linie einschätzt und an die Afterguard weitergibt.

Amwindbahn
Auf der Amwindbahn kommt der Wind von vorn, d.h. die Boote müssen einen Zick-zack-Kurs zur Luvtonne fahren. Schnell zeigt sich hier, welches Team die Seite mit den besseren Windbedingungen gewählt hat. Je nach Taktik – die durch das Sammeln meteorologischer Daten und Strömungs- und Wellenverhalten vor Ort bestimmt wird - segeln die beiden Yachten von der Startlinie zunächst auf unterschiedlichem Bug in verschiedene Richtungen (split tack), so dass die Luvyacht sich aus dem Abwind der Leeyacht löst.

Die zweite Möglichkeit: Beide Boote starten auf demselben Bug, wobei die Leeyacht aufgrund der Vorfahrtregel im Vorteil ist. Schließlich können noch beide Teams auf gleichem Bug auf die Kreuz gehen, aber von unterschiedlichen Seiten der Startlinie lossegeln. Wer so den besseren Wind erwischt, hat offensichtlich den besseren Taktiker an Bord. Angriffsfläche bieten die Wenden.

Luvtonne
Die erste Wendemarke auf der Regattabahn. Wichtig ist es bei einem engen Rennen, sich möglichst frühzeitig in eine gute Wegerechtposition zu bringen. Es kann daher von Vorteil sein, von rechts zu kommen und so mit Wind von Steuerbord Wegerecht zu genießen. Die Duelle an der Wendemarke sind oft spektakulär, wenn die Boote mit großer Geschwindigkeit manchmal nur haarscharf aneinander vorbeisegeln.


Vorwindbahn
Auf der Vorwindbahn geht es um Tempo – jetzt kommt der Spinnaker zum Einsatz. Das große bauchige Segel bringt jede Menge Geschwindigkeit. Doch das Setzen verlangt von der Crew höchste Präzision. Die Vorbereitungen dazu beginnen bereits vor dem Erreichen der Luvtonne. Wird das Manöver verpatzt, kann schnell die Führung dahin sein. Gelingt es allerdings gut, nimmt der Cupper schnell Fahrt auf und kann den Vorsprung ausbauen.

Nachteil für den Führenden auf dieser Bahn: Das hinten segelnde Boot deckt oft den Wind ab, der nun von hinten kommt. Die Vorwindbahn und das Wendemanöver an der Leetonne bieten die besten Überholmöglichkeiten. Deshalb fahren viele Teams schon vor der Leetonne einen Schlenker, um etwaige Angriffe im Ansatz zu unterbinden. In voller Fahrt mit gesetztem Spinnaker finden hier die spektakulärsten Manöver statt.

Leetonne
Spinnaker bergen, halsen und rum. Klingt einfach, erfordert aber großen Einsatz. Dabei haben die Crews zwei Optionen. Sie können den Spinnaker spät einholen und so bis zum Schluss mit voller Geschwindigkeit auf die Tonne zusteuern. Oder sie bergen den Spinnaker früh, um bei der Tonne bereits alles verstaut zu haben. Wieder gilt es, sich die Wegerechtregeln zunutze zu machen, um als erstes Team auf die zweite Kreuz zu gehen – oder nach der zweiten Runde als Erster ins Ziel zu segeln.

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