Dienstag, 1. Mai 2007


Ist die defekte Vorsegelführung ein Opfer des Designs am Limit?

Das Design von America’s Cupper bewegt sich in einem Grenzbereich, in dem superleichte Konstruktion bei gleichzeitiger Belastbarkeit maximal ausgereizt wird. Wie weit, das zeigte sich im gestrigen Rennen gegen das China Team, als eine beschädigte Vorsegel-Führung die USA 98 den Sieg kostete.
“Ich will es nicht leugnen: Das war sehr enttäuschend für unser Team", sagte Ian Burns, der Design Coordinator von BMW ORACLE Racing. "China Team hat das Rennen ohne Schaden absolviert und deshalb die beiden Punkte vollauf verdient."

Burns erklärte, dass die gestrigen Windbedingungen zwischen zwölf und 15 Knoten eine maximale Belastung für die Yachten darstellten, und dass die Vorsegel-Führung den Kräften nicht standgehalten habe. “Dies spricht dafür, dass wir es ein Stücken zu weit getrieben haben mit der Leichtigkeit", sagt Burns. “Aber so etwas gehört auch dazu. Wir werden uns das genau ansehen und dafür sorgen, dass es in Zukunft nicht mehr geschieht. Jedes einzelne Teil des Riggs ist auf das absolute Minimalgewicht reduziert worden, mit dem man arbeiten kann. In diesem Fall war es wohl zu leicht.”


Die Vorsegelführung (headstay foil) ist ein Band aus Verbundstoff, das auf der ganzen Länge des Vorstags angebracht ist und an der Hinterseite einen Schlitz aufweist. Die vorderen Kante der Genua, das Vorliek, ist fest mit einem Tau verbunden, das in den Schlitz eingeführt wird und in ihm nach oben gezogen wird, wenn das Segel gesetzt wird. Dahinter steht die Idee, das Vorliek so aerodynamisch wie möglich zu gestalten. Wird aber ein Segel aus dem Schlitz gerissen, dann wird dabei die Führung beschädigt, die Nut öffnet sich, und es ist sehr schwierig - wenn nicht gar unmöglich - ein neues Segel zu setzen.


“In seiner Gestaltung ist die Führung ein kniffliges Bauteil", sagt Burns. "Und auf den ersten Blick muss man annehmen, dass wir es wahrscheinlich ein klein wenig zu leicht gebaut haben."

Für das gestrige Rennen wurde erstmals im Louis Vuitton Cup eine komplette Afterguard ausgetauscht, am Steuer stand Trainings-Steuermann Sten Mohr. Sein Debüt verlief unverschuldet ganz anders als erhofft, und Mohr und seine Crew bekamen viel Zuspruch. “Als Trainingssteuermann willst Du nie das Boot beschädigen", sagt Mohr. “Du willst es am Limit segeln, nicht darüber hinaus. Und Du willst mit Punkten zurück in den Hafen kommen. Das war unser Ziel, und es war sehr unglücklich, dass wir es nicht erreicht haben."

“Wir haben uns optimal auf das Rennen vorbereitet. Wir haben einen sehr guten Vorstart gezeigt und sind mit sehr guten Vorraussetzungen über die Linie gefahren. Wir haben uns in eine perfekte Ausgangssituation für einen Sieg gebracht", sagt Mohr weiter.

Mohr betonte, dass die Forschung und Entwicklung im Team weiter gehe, und dass die Vorsegelführung ein Teil davon sei: “Wenn man den America’s Cup gewinnen will, muss man die Weiterentwicklung vorantreiben. Wir haben ein sehr gutes Gesamtpaket. Unglücklicherweise hat gestern ein kleines Teil seinen Dienst versagt."

“Es war großes Pech für mich und für das Team. Ich mache mir keine Vorwürfe wegen dem, was wir gemacht haben. Wir haben die Yacht in keine Risikosituation gebracht. Wir haben das Boot den normalen Routinechecks unterzogen, so wie jeden an jedem anderen Tag auch. Es ist einfach nur schade, dass wir das Rennen nicht normal beenden konnten."

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