Sonntag, 10. Juni 2007


„Wir versuchen, perfekt zu sein.“

Alinghis Skipper Brad Butterworth äußert sich zum 5:0-Sieg von Emirates Team New Zealand gegen Luna Rossa

(07.06.2007/ck) Wie ist Ihre Reaktion auf den Sieg von ETNZ im Final des Louis Vuitton Cup? «Es ist ein großartiges Resultat für Team New Zealand, weil sie während der ganzen Regatta hervorragend gesegelt sind. In den letzten Jahren waren sie das stärkste Team in den Challenger-Regatten, deshalb ist es keine große Überraschung.»

Es gab noch nie ein 5:0 im Final des Louis Vuitton Cup. Haben sie ein solch klares Verdikt erwartet?
«Ich denke, sie segeln einfach sehr gut. Sie haben von der Louis-Vuitton-Serie profitiert, um immer stärker zu werden und man muss definitiv mit ihnen rechnen. Sie sind offensichtlich auf ihrem Leistungsmaximum, was gerade das 5:0 beweist. Es ist ein fantastisches Resultat, das ihnen gut tut.»

2003 ist Alinghi den Kiwis als Herausforderer gegenübergestanden – wie wird es sein, den Titel gegen Emirates Team New Zealand zu verteidigen?
«Es ist ganz anders. Man kann es Revanche nennen oder einfach sagen, dass es die beiden besten Teams sind, die im Cup noch dabei sind. Hoffentlich werden wir am Schluss einige großartige Rennen sehen. Ich denke, das schnellste Boot wird gewinnen.»

Was sind für Sie die Stärken und Schwächen von Team New Zealand?
«Sie sind in den meisten Bereichen stark. Dean Barker hat mit seinen Inputs sehr wertvolle Arbeit geleistet. Er hat das Boot sehr gut gesteuert und war sehr konstant mit ein wenig Unterstützung von außen. Ich denke nicht, dass sie sehr viele Schwächen haben – sie sind insgesamt sehr stark. Das Boot wirkt schnell, es ist eine gute Gruppe von Seglern, mit ihnen wird zu rechnen sein und offensichtlich sind sie das beste Team des Louis Vuitton Cup.»

Wie wird sich Alinghi in den kommenden Wochen vorbereiten?
«Wir versuchen, die Rennen zu simulieren, welche die Challenger im Louis Vuitton Cup hatten, was nicht einfach ist. Aber wir haben ein großartiges Team; die Segler haben hervorragend gearbeitet, um jeden Tag gute Rennen zu fahren; wir haben zwei sehr gute Boote und haben die Qual der Wahl. Wir werden sehen, wie es herauskommt.»

Wie ist der Teamgeist jetzt bei Alinghi?
«Gegen Ende des Louis Vuitton Cup wird es immer ein wenig angespannt, weil wir nur zuschauen können und keine Kontrolle über das Geschehen haben. Wir segeln an diesem Anlass nicht mit und wissen also nicht, wie schnell das andere Boot ist. Sie haben vielleicht etwas verändert, haben sich vielleicht verbessert, so ist es manchmal ein bisschen angespannt, aber insgesamt haben wir bei Alinghi viel Spaß. Wir versuchen, den Event zu genießen. Die Arbeit, die wir in der Vergangenheit verrichtet haben, wird uns langfristig helfen.»

Welches ist Ihr bisheriges America's-Cup-Highlight?
«Den Cup in Neuseeland zu gewinnen, war ein großer Höhepunkt, weil es das erste Mal in der Geschichte war, dass er außerhalb von Amerika verteidigt wurde. Das ist ein persönlicher Höhepunkt aber jedes Mal, wenn ich in diesem Cup segle, speziell mit diesem Team, ist es großartig. Ich bin von vielen guten Leuten umgeben – den besten im ganzen Business – und hoffentlich erlebe ich hier mit der erfolgreichen Verteidigung in Valencia einen weiteren Höhepunkt. Jedes Rennen hat einen speziellen Charakter. Die vom Wind geprägten Wettfahrten in Neuseeland waren außergewöhnlich. Wenn man diese Boote bei starkem Wind segelt, muss man aufpassen. Es wird körperlich ziemlich anstrengend und siebzehn Leute als Einheit arbeiten zu sehen, ist immer auch ein Höhepunkt.»

Was ist es für ein Gefühl, den America's Cup zu gewinnen?
«Man erntet die Früchte für die harte Arbeit, die man geleistet hat. Man weiß bis zum letzten Rennen nicht, ob man gewinnen wird. Es wird viel harte Arbeit in diese Boote gesteckt und wir mussten einige schwierige Entscheidungen treffen. Man macht Höhen und Tiefen durch, es ist ein bisschen wie ein Lebensstil, und jedermann hofft auf ein baldiges Ende, weil wir auf diesen Moment hingearbeitet haben. Wenn man gewinnt, ist es eine große Befriedigung.»

Wie schwierig ist es, die Crew in Form und hungrig zu halten?
«Es ist schwierig. Es wird nie einfacher, es wird jedes Mal schwieriger und diese Kampagne ist keine Ausnahme.»

Hat man als Skipper mehr Probleme zu lösen?
«Nicht wirklich, ich habe großen Respekt für die Leute um mich herum. Es gibt viele gute Leader in verschiedenen Bereichen des Teams und ich habe einen großen Erfahrungsschatz um mich herum. Wir müssen nur diese Ressourcen nutzen und am Tag X so stark wie möglich sein – dann kommt es gut.»

Ist im Cup die menschliche Leistung wieder wichtiger geworden?
«Ich denke, die menschliche Leistung war immer wichtig. Die Forderung nach menschlicher Leistung im Team ist allgegenwärtig, weil man das schnellste Boot haben muss. Das können Rumpf, Ruder, Struktur, Mast, Segel sein oder auch wie man das Boot segelt. Das schnellste Boot gewinnt und Team New Zealand hatte das schnellste Boot im Louis Vuitton Cup – das haben alle gesehen.»

Haben Sie bezüglich der Fähigkeiten bei Alinghi Überraschungen festgestellt?
«Wir versuchen, perfekt zu sein und es ist schwierig, perfekt zu sein – ich kenne niemanden, der das geschafft hätte. Wir versuchen, in allen Bereichen einen perfekten Job zu machen, von den Masten über den Bootsbau bis zum Segeldesign, alle streben nach Perfektion. Auch wenn wir segeln, versuchen wir, perfekt zu sein, aber wir machen alle Fehler, deshalb geht es ganz einfach darum, so wenige Fehler wie möglich zu machen.»

Wie analysieren Sie den Sieg des Team New Zealand?
«Team New Zealand ist konstant stark gesegelt. Sie gewannen die Round Robins und haben sich dann für die Spanier entschieden, das wohl schwächste Team des Quartetts. Die Neuseeländer haben ein paar Rennen verloren, aber Spanien hatte ein sehr gutes Boot und zeigte eine starke Leistung. Anschließend traten sie gegen Luna Rossa an und in dieser Phase des Wettkampfs haben kleine Mängel sehr deutliche Auswirkungen. Ich denke, Luna Rossa hat ein Problem bei leichten Winden und Team New Zealand hat das ausgenützt und ist davon gesegelt.»

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