Freitag, 1. Juni 2007


LVC-Finale: Das Duell der Youngsters
Die beiden Jüngsten machen es unter sich aus. Skipper Dean Barker (Team New Zealand) und Steuermann James Spithill (Luna Rossa Challenge) segeln ab Freitag, 01. Juni, vor Valencia um den Titel des Herausforderers. Den einen hat man hier erwartet, den anderen nicht unbedingt. Denn dass der 27-jährige Spithill mit der ITA 94 die nach der Vorrunde zweitplatzierten US-Amerikaner von BMW Oracle Racing mit einem deutlichen 5:1 nach Hause schicken würde, hatte wohl keiner gedacht. Für Neuseeland hingegen wäre alles andere als das Erreichen des Finales um den Louis Vuitton Cup eine nationale Tragödie gewesen.

Konservative Kiwis gegen offensive Italiener
Die beiden Steuerleute stammen aus der südlichen Hemisphäre und haben trotz ihres jungen Alters bereits reichlich Cup-Erfahrung. Doch da enden bereits die Gemeinsamkeiten. Auf dem Wasser zeigten sie und ihre Crews bislang eine sehr unterschiedliche Renntaktik. Während der 34 Jahre alte Neuseeländer Dean Barker und sein Taktiker Terry Hutchinson eher kühl abwartend agieren, den Gegner jederzeit kontrollieren wollen und ein enges Rennen suchen, ist das Duo mit dem Australier Spithill und seinem Taktiker Torben Grael schwerer einzuschätzen.

Aggressive Starts sind die Spezialität Spithills, der auch in den spannendsten Situationen immer die Ruhe bewahrt. Nach dem Start wählt das italienische Team häufig den Alleingang, entscheidet sich für eine andere Seite als der Gegner und holt dort einen Vorsprung heraus. Barker weiß, dass in den meisten Rennen Spithills gewonnene Starts die Basis für den Erfolg sind. Neben dem Zweiboot-Training steht deswegen bei beiden Teams derzeit das intensive Analysieren der Stärken und Schwächen des Gegners auf der Tagesordnung.


Unterschiedliche Strukturen
So unterschiedlich die Rennphilosophie der Protagonisten, so verschieden sind auch die Teams und ihre Boote. Der konservative Stil der Kiwis spiegelt sich in ihrer traditionellen Crewzusammenstellung wider, die hauptsächlich aus Neuseeländern besteht. Nach der bitteren Niederlage im Cup-Finale 2003 gegen Alinghi hat das Team hart an der Zuverlässigkeit der neuen Boote gearbeitet. Das Resultat: Die NZL 92 segelt bislang sehr stabil. Der relativ kantige Cupper kommt etwas langsam in Fahrt, tut sich aber bei moderatem und starkem Wind durch eine hervorragende Formsteifheit hervor. Auf der anderen Seite besticht die wendige und ebenfalls sehr eckige ITA 94 durch ihre hervorragenden Qualitäten auf dem Amwindkurs, bedingt auch durch eine extra lange Finne. An Bord sind - im Gegensatz zur italienisch geprägten Crew früherer Kampagnen - Top-Segler verschiedenster Nationalitäten versammelt. Doch die Charaktere sind gut aufeinander abgestimmt, wie das Zusammenspiel des Australiers Spithill mit dem Brasilianer Grael zeigt.

Experten erwarten ein enges Duell
Kenner der Szene rechnen mit einem engen Ausgang des LVC-Finales. Das legt auch die bisherige Bilanz der Zusammentreffen beider Teams im Louis Vuitton Cup nahe: Luna Rossa schlug Team New Zealand in Round Robin 1, in der Rückrunde hatten die Kiwis die Nase vorn. Die Crew von Dean Barker musste zwar länger um den Finaleinzug kämpfen, konnte aber im Semifinale gegen den ebenfalls schwer auszurechnenden Gegner Desafio Espanol möglicherweise wichtige Erfahrung sammeln. Wie schon im Halbfinale gilt auch im Finale der Modus "best-of-nine": Sieger und damit Herausforderer von Titelverteidiger Alinghi ist, wer zuerst fünf Rennen gewonnen hat.

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