«Shosholoza»-Segler Kröger: «Können alle schlagen»
25.04.2007
Valencia (dpa) - Mit Champagner bespritzt gab Tim Kröger ein Interview nach dem anderen und wurde nicht müde, die Frage nach dem Geheimfavoriten auf den 32. America's Cup zu beantworten.
«Natürlich sind wir das. Mit dem Sieg gegen die reichen Italiener haben wir bewiesen, dass wir eine Super-Stimmung an Bord haben», erklärte der Hamburger im Hafen von Valencia, wo er als Boat Captain der südafrikanischen «Shosholoza» mit dem Erfolg über die «Luna Rossa» für die faustdicke Überraschung in der Herausforderer-Runde gesorgt hatte. «Die haben 100 Millionen Euro zur Verfügung, wir nur 25. Das zeigt, dass wir an einem guten Tag alle schlagen können», behauptet der 42-Jährige.
Tatsächlich kommen den Südafrikanern die ungewöhnlichen Bedingungen an der Mittelmeerküste entgegen, wo seit Tagen - wenn überhaupt - nur bei leichten Winden gesegelt werden kann. «Die Bedingungen sind gut für uns, aber wir können auch die Zähne zeigen bei mehr Wind», sagt Kröger, der zur Führungscrew an Bord zählt. Das Rezept des Low-Budget-Unternehmens heißt Teamgeist. «Wir haben so viele Tiefschläge einstecken müssen, seit wir vor zwei Jahren angefangen haben zusammenzuarbeiten», erzählt der zweimalige Weltumsegler, «doch das stählt und schweißt zusammen».
Die großen Teams haben zwei Yachten, die kleinen nur eine - und die muss hundertprozentig ausgetüftelt sein. Gegenüber der deutschen Kampagne, die ihr neues Boot erst seit rund einem halben Jahr zur Verfügung hat, ist der Zeitvorsprung enorm. Doch noch wichtiger scheint die Stimmung. Während die Mitglieder des Teams Germany am Dienstag nach ihrem ersten Erfolg gegen die Chinesen überhaupt nicht feierten und auch nicht besonders glücklich aussahen, herrschte bei Kröger und Co. afrikanische Ausgelassenheit.
Von 25 Seglern kommen nur vier nicht aus Südafrika. «Wir haben bewiesen, dass man erfolgreich sein kann, ohne Topleute zusammenzukaufen», sagt der Norddeutsche, den das schlechte Abschneiden der «Germany 1» betrübt. Für ein erfolgreiches deutsches Segel-Abenteuer in der Zukunft träumt Kröger von einer Bündelung aller Fachkompetenz. «Ohne Jochen Schümann geht es nicht, er hat die größte fachliche Qualifikation und bewiesen, dass er den Cup gewinnen kann.» Der Olympiasieger ist mit Titelverteidiger «Alinghi» bereits für den 32. America's Cup vom 23. Juni an qualifiziert.
Bis dahin sind die Südafrikaner, die unter den elf Herausforderern die beliebtesten im Hafen von Valencia sind, wahrscheinlich schon ausgeschieden und Kröger genießt nach der intensiven Arbeit den ersten richtigen Urlaub seit Monaten in Hamburg. Wie es dann weitergeht, weiß er nicht. Doch Zukunftsängste sind dem Familienvater fremd. «Wenn man freiberuflich ist, öffnet sich immer eine Tür», meint der frühere Soling-Segler Kröger gelassen.
Boat Captain Tim Kröger posiert in Valencia vor der aufgebockten «Shoaholoza».
Samstag, 28. April 2007
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Bereits im Jahr 1851 fand in London die „Prince Albert's Great Exhibition“ statt, eine Messe, bei der jedes Land seine besten Produkte vorführen sollte. Für die Engländer war das Anlass, die US-Amerikaner dazu einzuladen, mit einer Yacht nach England zu kommen und sich in einer Regatta mit ihnen zu messen. Ein amerikanischer Yachtclub nahm die Herausforderung an und gab den Bau eines Schoners (Zweimasters) in Auftrag.
Die Regatta wurde am 22. August 1851 vor der britischen Isle of Wight, zunächst unter dem Namen „100 Guinea Cup“, ausgetragen und von dem US-amerikanischen Schoner America des „New York Yacht Club“ (NYYC) gewonnen. Der etwa 30 m lange Zweimaster gewann gegen 15 britische Teilnehmer des Clubs „Royal Yacht Squadron“ mit 20 Minuten Vorsprung. Die America wurde als Siegerin der ersten Regatta zur Namensgeberin des America's Cup. Den Pokal, den das erfolgreiche Syndikat erhielt, übergab es dem New York Yacht Club mit der Auflage, dass der Pokal von anderen Nationen herausgefordert werden könne. Dies geschah mit einer Stiftungsurkunde, dem so genannten „Deed of Gift“. Der Passus, dass es ein Kampf zwischen befreundeten Nationen sein sollte, sorgte insbesondere beim AC 2003 für Irritationen. Insbesondere Alinghi (SUI) und BMW Oracle Racing (USA) traten mit multi-nationalen Teams an. Die Teammitglieder verlegten ihren Wohnsitz in das jeweilige Land, um mit dem Deed of Gift konform zu gehen. Mittlerweile sind internationale Teams erlaubt.
Die Amerikaner verteidigten den Pokal in einer unvergleichlichen Siegesserie 132 Jahre lang (von 1851 bis 1983) bei 25 unregelmäßig stattfindenden Wettbewerben.
Einer der Großen in den frühen Jahren des America's Cup war der englische Unternehmer Thomas Lipton (Lipton Tee). Zwischen 1899 und 1930 forderte er die Amerikaner fünfmal mit seinen Yachten Shamrock (I) bis Shamrock V heraus, unterlag aber jedes Mal. Dafür erhielt er einen speziell für ihn geschaffenen Pokal für den „besten aller Verlierer“. Seglerisch war Lipton zwar nicht erfolgreich, aber er steigerte den Bekanntheitsgrad seiner Tee-Marke in den USA. So wurde er quasi zum Vorreiter des Sportmarketings.
In den 1930er Jahren trat der aus einer amerikanischen Eisenbahndynastie stammende Harold S. Vanderbilt dreimal als Skipper erfolgreich an (1930, 1934 und 1937). In dieser Zeit wurde der Cup mit den sehr langen (ca. 41 m) J-Klasse-Yachten ausgetragen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg, ab 1958, wurden die J-Klasse-Yachten durch die kleineren 12-Meter-Klasse-Yachten abgelöst. Die Konstruktion dieser Boote orientierte sich an einer Formel, die 12 m als Ergebnis hatte. Die Länge der Yachten betrug ca. 20 m, also etwa die Hälfte der J-Klasse-Yachten.
Die Siegesserie der Amerikaner setzte sich nach dem Zweiten Weltkrieg noch über 8 weitere Regatten bis einschließlich 1980 fort.
Die Wende [Bearbeiten]Dreimal (1974, 1977 und 1980) engagierte sich der umstrittene australische Geschäftsmann Alan Bond erfolglos im America's Cup. Schließlich nahm er 1983 ein viertes Mal teil, und mit der von John Bertrand gesteuerten Australia II gewann erstmals ein nicht-amerikanisches Team. Die Australier schlugen dabei den legendären amerikanischen Skipper Dennis Conner (Conner gewann den Cup 4 Mal bei 9 Teilnahmen). Mit ausschlaggebend war das höhere Geschwindigkeitspotenzial der Australia II, die sich durch einen innovativen „Flügelkiel“ auszeichnete.
Vor der Pokalübergabe mussten Handwerker zu Einsatz kommen, da der Pokal in einer Vitrine in den Räumen des NYYC vor Jahrzehnten festgeschraubt worden war.
Schon beim nächsten Cup 1987 holte Dennis Conner den Pokal zurück in die USA.
Ein Jahr später folgte 1988 das legendäre „ungleiche Duell“ (Mis-Match): Neuseeland forderte Conner heraus mit einer riesigen 36 m langen Yacht, der KZ1 (en), doch Conner verteidigte den Cup mit einem Katamaran (Zweirumpfboot). Im Anschluss warfen sich beide Parteien vor Gericht Regelbruch vor, aber in letzter Instanz behielt Conner den Pokal, obwohl es in den Anfangszeiten - gegen den franz. Herausforderer Baron Bric - auch schon auf Seiten des verteidigenden NYYC Präzedenzregel"dehnungen" gegeben hatte.
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