Überraschende Wende im America's-Cup-Streit
Die Ausgangslage im Kampf um den America's Cup hat sich im Handumdrehen komplett verändert. Die Berufungskammer des New York Supreme Court erklärte den Club Nautico Español de Vela (CNEV) zum Challenger of Record und setzte BMW Oracle wieder ab.
(Bild: Keystone/Laurent Gilleron)
Das Blatt hat sich (vorerst) zu Gunsten Alinghis gewendet.
Das Urteil bedeutet für Cupholder Alinghi einen wichtigen Erfolg auf juristischem Parkett. Es fiel mit 3:2 Richterstimmen knapp aus. Der Golden Gate Yacht Club (GGYC) kann im Namen von BMW Oracle dagegen rekurrieren.
Die Berufungskammer sprach dem CNEV das Recht zu, mit Alinghi die Rahmenbedingungen für den nächsten America's Cup auszuhandeln. Den Spaniern wird eine Vorbereitungszeit von (mindestens) zehn Monaten gewährt. Wenn das jüngste Urteil Bestand hat, geht es mit dem America's Cup voraussichtlich so weiter, wie es Alinghi und der CNEV ursprünglich geplant hatten: mit Einrumpf-Booten, wie man sie vom America's Cup her kennt, und mit mehreren Herausforderern, die den Gegner von Alinghi ermitteln.
Das Duell gegen BMW Oracle hätte auf Mehrrümpfern und unter Ausschluss weiterer Teilnehmer in einer Best-of-3-Serie stattgefunden. Die Teams haben längst mit dem Bau entsprechender Boote angefangen, die Aktivitäten vor Gericht und im Bootsbau auf beiden Seiten schon Millionen verschlungen.
Alinghi-Patron Ernesto Bertarelli reagierte erfreut auf den Richterspruch: «Wir können nun mit unserer Vision von einem Event für mehrere Herausforderer fortfahren. Das Gericht hat unsere Absichten für rechtens erklärt und ermöglicht es uns, den America's Cup zurück aufs Wasser zu bringen.»
In einer ersten Stellungnahme sagte Sprecher Tom Ehman, der Golden Gate Yacht Club sei überrascht und enttäuscht vom Entscheid. «Wir werden uns juristisch beraten und den nächsten Schritt überlegen.» Agustin Zulueta, der Chef des CNEV-Teams Desafio Español, sagte: «Wir hoffen sehr, dass der lange Prozess damit zu Ende ist und das Urteil es allen Teams erlaubt, in Valencia den nächsten Cup zu segeln.»
Die Société Nautique de Genève hatte am 3. Juli 2007 wenige Sekunden nach der erfolgreichen Verteidigung des America's Cup im Namen von Alinghi einen Vertrag mit dem Club Nautico Español de Vela unterschrieben, der die Spanier zum Challenger of Record (Vertreter der Herausforderer) für die nächste Ausgabe machte.
BMW Oracle zweifelte vor Gericht an, dass der CNEV die im Reglement festgehaltenen Bedingungen erfüllt. Die Amerikaner hatten damit im November in erster Instanz Erfolg und wurden vom New York Supreme Court ihrerseits zum Challenger of Record erklärt. Weil Alinghi und BMW Oracle keinen gemeinsamen Nenner fanden, lief bis gestern alles auf einen Zweikampf nach dem in der Stiftungsurkunde (Deed of Gift) vorgesehenen Modus heraus. Diese Konstellation wird in der Cup-Sprache als «Deed-of-Gift-Match» bezeichnet und entspricht dem sportlichen GAU.
Quelle: SI (20minuten)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen