Donnerstag, 21. Juni 2007


America's Cup: Valencia wartet auf den finalen Akt der Segel-Party
20.06.2007 20:15 (Die Presse)
Emirats Team New Zealand gegen Titelverteidiger Alinghi:
Am Samstag beginnt das best-of-nine-Finale in der Königsklasse der Segler.

VALENCIA (mhk). Harte Matchraces, spannende Duelle um die beste Position zum Wind und knappe Entscheidungen auf der virtuellen Ziellinie: Zwei Monte lang segelten elf Boote vor Valencia gegeneinander, ehe sich das Emirates Team im Louis Vuitton-Cup durchsetzte. Nun stehen die Neuseeländer Titelverteidiger Alinghi im America's Cup gegenüber.

Am Samstag beginnt der finale Akt einer Segelparty, die seit 2004 mehr als fünf Millionen Zuschauer in den America's Cup-Hafen gelockt hat. Gleichzeitig mit dem Duell der Kontinente Europa gegen Ozeanien beginnt die große Revanche: Denn beide Syndikate waren schon in der best-of-nine-Finalserie 2003 vor Auckland Gegner gewesen. Mit 0:5 war der damalige Titelverteidiger gegen Senkrechtstarter Alinghi untergegangen: Der Cup war nach 152 Jahren wieder auf jenen Kontinent zurückgekehrt, den er 1851 verlassen hatte. Die Schweiz war nach den USA, Australien und Neuseeland erst das vierte Land, das den "Auld Mug", die bodenlose Trophäe eroberte.
Aus der Niederlage gelernt
Dean Barker hatte 2003 schon die Rolle des Skippers bei den Neuseeländern inne. An ein neuerliches Scheitern will er nicht denken: "Man lernt viel mehr aus einer schlimmen Niederlage als aus einem tollen Sieg", meinte der Schüler des dreifachen Cup-Siegers Russell Coutts, dem er 2003 unterlegen war. "Ohne die Niederlagen würde ich heute nicht so hart arbeiten." Sein Team sei außerdem besser eingespielt als vor vier Jahren, ist der 34-Jährige überzeugt. Dennoch ist die Alinghi zu favorisieren. Nicht nur weil das Emirates Team lediglich über 90 Millionen Euro Budget verfügt, das Schweizer Team von Multimillionär Ernesto Bertarelli hingegen über ein Drittel mehr. Sondern auch, weil das neue Alinghi-Boot noch schneller segelt, als alle Vorgängermodelle.
Multimillionär Bertarelli an Bord
Die bisherige Bilanz bei direkten Duellen spricht hingegen für die Ozeanier: In zehn Duellen war Neuseeland sechsmal erfolgreich. Allerdings in beinahe allen Fällen unterstützt von Leichtwind. Je stärker der Wind, desto stärker war die Alinghi. Das Wetter wird also keine unbedeutende Rolle spielen.
Alinghi-Skipper Brad Butterworth, ist siegessicher, hat aber sein Team noch nicht nominiert. Fest steht nur, dass der Sportdirektor, der dreifache deutsche Olympiasieger Jochen Schümann nicht in der Afterguard stehen wird. Seinen Platz nimmt Ernesto Bertarelli ein. Dass er ein erstklassiger Segler ist, hat der 42-Jährige erst im Jänner beim Farr-40-Sieg in Key West bewiesen. Wer neben Butterworth und Bertarelli das Rennen um einen Platz an Bord macht, werden letzte Testfahrten zeigen, in denen das Alinghi-A-Boot gegen die hausinterne B-Mannschaft antritt.
Ehe die Final-Wettfahrten begannen, gab es im sonst friedlichen America's Cup-Hafen ein verbales Gefecht der beiden Teams zum Thema Cup-Zukunft. Bertarelli, der den Cup zu einem modernen, weltoffenen und profitablen Ereignis ausgebaut hatte, kritisierte den Managing Director der "Kiwis", Grant Dalton. Dieser hatte angekündigt, im Falle des Sieges die "Nationalitäten-Regel" wieder einzuführen. Sie lässt nur inländische Segler zu und war von Bertarelli 2003 gekippt worden, um eine internationale Crew zu ermöglichen: Die 36 Mann-Besatzung des Alinghi-Teams stammt aus elf verschiedenen Ländern - 15 haben einen neuseeländischen Pass.s
Kosmopolit gegen Chauvinist
Bertarelli ist verärgert, vermisst er doch eine gewisse Dankbarkeit der Neuseeländer für jene fünf Millionen Euro aus seinem Vermögen, die den Start der neuseeländischen Kampagne 2004 erst ermöglichten. Sein Geld hat ihm nicht den gewünschten Einfluss gesichert.
Der in Italien geborene Schweizer Bertarelli denkt kosmopolitisch, die Neuseeländer haben einen eher chauvinistischen Zugang. Dieser ist teilweise nachvollziehbar: Das Emirates Team war das einzige der zwölf Syndikate, das für den America's Cup 2007 finanzielle Unterstützung von der eigenen Regierung erhalten hatte. Als Dean Barker im Cup 2003 im Finale Mastbruch erlitt, wurde dies gar im Parlament in Wellington untersucht. Und das möchte sich New-Zealand-Skipper Barker diesmal ersparen.

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